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Nachhaltige Finanzierung – was war, was kommt, was tun?

Nach der Finanz- und Bankenstabilitätskrise (2007) galt es – wie bei Rettungsaktionen nach Unfällen oder Katastrophen üblich – zu aller erst eine Triage vorzunehmen, heute sind wir 15 Jahre danach

Geldverfügbarkeit ist gleichsam das Blut für eine funktionierende Wirtschaft, das gilt im 21. Jhdt. so wie in früheren Zeiten auch, doch allen Vorkehrungen und Risikomodellierungen zum Trotz: Immer wieder fallen „Schwarze Schwäne“ ein und fordern uns heraus, im Bewahren eines kühlen Kopfes und möglichst parallel dazu im Setzen der richtigen Maßnahmen. Im EU-Europa wurde das Gesetz der Unabhängigkeit der EZB verletzt, um einem übergeordneten Ziel zu dienen, nämlich den Euro-Raum zu stabilisieren und somit den Euro stark zu halten. Angesichts der Ukraine-Kriegsverwerfungen erlebt dieses „Whatever it takes“ und Geldflutung erneut ein Revival. Die EU befindet sich mittlerweile durch den Angriffskrieg von Putin in einer nächsten Formierungsphase. Dem Euro-Raum kann das auch als Festigungs-Chance zweckdienlich sein, indem letztendlich ein wirtschaftlich zusammenhaltender, auf demokratischen Grundwerten fußender, moderner Staatenbund weiter an Struktur gewinnt. Der Euro hat gehalten was er versprach: Er ist mittlerweile die anerkannte Leitwährung nicht nur innerhalb des Binnenmarktes, sondern auch global anerkannt. In Kauf genommen wurde eine enorme Staatsverschuldung, weit über dem Niveau, das ursprünglich in Maastricht vereinbart worden war.

 

Was macht die Digitalisierung im Kontext der Finanzwirtschaft?

 

Wie vieles in Wirtschaftsabläufen hat sich die Versorgung mit Geld längst hin zu digitalen Plattformen, ins Internet verlagert, sodass viele gewachsene Organisationsstrukturen der Finanzwirtschaft aus der Zeit gefallen sind, vielfach noch zu zentral organisiert sind. Das digitale Mindset einzuführen dauert (Behaviorial Finance). Ein Wettspiel ist im Gange, einerseits, die noch nicht ausreichend ausgereifte Digitalwirtschaft als innovationsgetriebene Kraft mit umfassenden Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche, andererseits, die beharrenden, auf Grundwerte bedachten Bewahrerinnen, die darauf achten, dass Fehlentwicklungen oder auch Übergangstechnologien als solche entlarvt werden und somit nicht unnötig Scharlatanerie, Kriminalität bzw. eine zu wenig auf regionale Nachhaltigkeit achtende KurzMalReich-Avantgarde begünstigen. In dieser spannenden Übergangszeit befinden wir uns und erleben die Neuorganisation unseres Lebens dahingehend, dass die gesamte urbane Welt digital in gleichzeitiger und (social-)medialer Verbindung steht, egal wo man sich auf diesem Erdball aufhält. Doch wie und ob man wirklich sinnerfassend miteinander Kommunikation treibt, darüber ist noch wenig reflektiert worden. Was funktioniert – zumindest in Friedenszeiten oder ohne Pandemie – sind Handelsverflechtungen, die sich digital perfekt über Kontinente hinaus herauskristallisiert haben. Krieg, CyberCrime oder Pandemien zeigen die Verwundbarkeit in den Lieferketten bzw. rütteln uns wach, um sich nicht zur Gänze in globalen Abhängigkeiten zu verlieren.

 

Klarerweise hat das auch Auswirkungen auf die Finanzwelt. Die Technologie ermöglicht vieles, durch DAO’s und Blockchain-Protokollierung bzw. „Code is Law“-Prozesse ist in technologischem Sinne viel möglich, doch ist das menschliche Maß verhaltens- und sozialökonomisch noch nicht ausreichend erforscht bzw. reflektiert, geschweige denn politisch ausverhandelt. Wir sind also technologisch schier unbegrenzt und global verlinkbar, können ganze Industrieanlagen fernsteuern, von jedem Punkt der Erde aus, müssen aber die adäquaten Regulierungs-Standards erst so gut wie möglich evolutorisch (besser als disruptiv) und gesellschaftspolitisch sozialverträglich sukzessive in den Lebensalltag integrieren bzw. die Negativentwicklungen durch Regulierung hintanhalten.

 

Die Aussteuerung der Finanzkrise ab 2008 hat aufgrund des Ausnahmezustands dazu geführt, dass zuerst auf das Funktionieren der Banken , sodann auf die Unternehmen, der Größe nach abgestuft, und zuletzt auf die Individuen im Sinne Triage (Kollapsvermeidung des Gesamtsystems) geachtet wurde. Individuen wurden vielfach mit der Begrifflichkeit der mangelhaften „Resilienz“, dem „Burn-Out“ kategorisiert (zum Teil auch stigmatisiert) und darauf in Folge auch mit mehr oder weniger treffsicheren Programmen und Maßnahmen behandelt.

 

Die politische Legitimation der EZB zum Geld-Nachdrucken seit der Finanzkrise wirft bis heute Ihre zukunftsschwächenden Schatten voraus, in dem das zu viel an Geld, heute, angesichts der nicht abebbenden Krisen, die Reaktionsfähigkeit bzw. Krisenauslenkungsfähigkeit innerhalb der EU, entsprechend vermindern bzw. zur Fortsetzung einer weichen Geldpolitik verdammen.

 

In der Pandemiekrise wurde dieses Stress-Auslenkungs-Muster abermals angewandt. Die Banken, nunmehr nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung wurden ausreichend mit Geld bzw. staatlichen Ausfallsgarantien versorgt, sodass sie die wirtschaftlichen Pandemieeffekte durch Geldverteilungen staatlicherseits abzufedern halfen.

 

Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges in Verbindung mit einer nach wie vor schwelenden Virus-Pandemie lassen die Systeme nach wie vor im Hochrisiko-Bereich weiterlaufen. Dennoch lässt sich jetzt meines Erachtens schon erkennen, dass, wenn es nicht zu atomaren Eskalationen kommt, so dramatisch das für die Betroffenen ist, für die Weltwirtschaft keinen dauerhaften Einbruch bedeutet, sondern die um so rascher vor sich gehende Umstellung auf nachhaltige oder rückgewandte Energieressourcen wie Kohle bedeutet. Die Wirtschaft wird sich schneller darauf einstellen und umstellen als wir das noch vor wenigen Wochen befürchtet haben. Der Aufruf zum Energiesparen, die Absenkung der Raumtemperatur um 2 Grad kann schon einiges bewirken. Allein das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten scheint hilfreich, wenn auch das Problem damit nur marginal verringerbar ist: Es verhilft dazu selbst in diesem "Bad Case" nicht zu verzweifeln, sondern in Eigeninitiative gegensteuern zu können, wenn auch mit einem gewissen Komfortverzicht. Dass Putin zur Gänze auf Deviseneinnahmen verzichten wird können, tritt hoffentlich nicht ein, sodass Gas auch weiterhin fließen wird. Parallel dazu kommen sukzessive Ausweichlösungen.

 

Die Megatrends Klima- oder Nachhaltigkeitskrise in Verbindung mit fortschreitender Digitalisierung haben zur Folge, dass ein mehr an qualitativem anstatt bisher vor allem gemessenem und modelliertem quantitativem Wachstum erforderlich ist, um den einzigen Erdball der uns als Lebensraum zur Verfügung steht für die jüngst prognostizierten 10 bis 11 Mrd. Menschen (aktuell 8 Mrd.) noch als überlebenssichernd zu erhalten. Gerade das westliche Konsumverhalten birgt Potenziale, die zwar Umstellung bedeuten, das gewohnte Verhalten verändern (mehr öffentliche Verkehrsmittel, weniger Fleischkonsum, bessere Rohstoffnutzung durch mehr Kreislaufwirtschaft, …), aber nicht unbedingt einen Verlust an Lebensqualität bedeuten müssen.

 

Wenn wir von der großen Transformation sprechen, dann sollten wir das auch konkreter benennen. Wir brauchen neue Möglichkeiten, um ein gutes und lebenswertes Leben weiterhin führen zu können. Dabei haben wir völlig unterschiedliche Anspruchslevel. Bei diesem Wandel können wir darauf vertrauen, dass der wissenschaftliche Fortschritt uns noch zu wenig bekannte, vor allem aber noch zu wenig bewusste Alternativen der Lebensführung und von Lebensqualität bereitzustellen imstande ist. Entscheidend ist das Wohle der Menschheit im Fokus zu behalten, demokratiepolitische Prozesse in der Verteilung von Lebenschancen und –ressourcen aufrecht erhalten, die wissenschaftliche Objektivierung und umsichtige Wirkungsanalyse von Innovationen etabliert halten und Innovationen konsequent, aber nicht überstürzt zum Vorteil und Wohle der Menschen implementieren.

 

Die Digitalisierung, die Re-Industrialisierung Europas, die Ressourcen-Schonung bzw. Wiederverwendung von Ressourcen, die Innovation in der Esskultur oder auch die Bewusstseins-Weitung dahingehend, dass beispielsweise Fernreisen inkl. Umweltkosten bepreist werden, sind kleine, aber wirksame Umlenkungsmöglichkeiten.

 

Klar ist eins: Die Ansparung von Mitteln zur Wohlstandssicherung im Alter ist so viel wert als wir sodann überhaupt noch in einer funktionierenden, lebenswerten Welt leben können. Genau an diesem Punkt stehen wir, und, wenngleich die Einführung der Nachhaltigkeitsstandards auch jetzt angesichts der Ukraine-Kriegs-Verwerfungen um 2 Jahre verschoben wurde. Diese Regulierung und die EU-Klimaziele sind definiert. Die EU-Taxonomie ist von seinen Leitplanken her festgelegt, die Finanzwirtschaft ist diesen Regulativen unterworfen und wer Geld aufnimmt ist teilweise schon jetzt inhärent mit den Nachhaltigkeitsambitionen der kreditausreichenden Finanzinstitute konfrontiert. Diese Entwicklung wird sukzessive Fahrt aufnehmen und Banken ergänzen in der Kreditbeurteilung das Kreditrisiko um das Klima- bzw. Nachhaltigkeitsrisiko.

 

Es ist eine Frage von kurzer Zeitdauer von geschätzten 1 bis 3 Jahren bis die Banken ihre Kreditportfolios aufsichtskonform einem Nachhaltigkeits-Regime unterwerfen. Und genau bis dorthin haben Mittelständler Zeit, um dadurch neu an Fahrt aufnehmende Geschäftsmodelle zu lancieren, diese konditionsfreundlicher finanziert zu bekommen und somit von der Nachhaltigkeit auch im Sinne Ertragsstärkung profitieren zu können.

 

 

 

Liebe r Leser in, vielen Dank, wenn Du bis hierher gelesen hast.

 

Das Thema einer ESG- oder nachhaltigkeitskonformen Governance inkl. professionellem Reporting bzw. Finanzkommunikation ist schon heute und wird morgen noch viel mehr prima causa oder Chefsache sein. Mit meiner über 30-jährigen Finanzierungserfahrung in Banken und als Managementberater, kann ich Unternehmenslenker- und Finanzierungsentscheider professionell, partnerschaftlich, von UnternehmerIn zu Unternehmer in Analyse, Sparring und Mentoring begleiten und im Erschließen von Zukunftspotenzialen bzw. Finanzierungsoptimierungen unterstützen.

 

Mit den vielen Vernetzungen, die sich ergeben, wenn man seit 34 Jahren im Unternehmensfinanzierungs-Management gewirkt hat: 5 Jahre als Risk|Rating-Analyst, 7 Jahre als Corporates Key Account Manager, 4 Jahre in einer der renommiertesten familiengeführten Privatbanken Österreichs, 1 Jahr für das Projekt Mezzanine/Equity-Enhancement in einer bedeutenden Aktienbank. Auch bei Banken in Restrukturierungs-Kontexten durfte ich mein Bestes geben.

 

Stehen Sie vor unternehmerischen Herausforderungen, die im engeren oder weiteren Sinne auch Finanzierung betreffen? Dann könnte schon unser Erst-Telefonat für Sie die eine oder andere Information beinhalten, mit der Sie Ihr nächstes Finanzierungsgespräch anreichern. Denn der Finanzmarkt und insbesondere das klassische, kommerzielle Kreditgeschäft verändert laufend die Vergabe-Spielregeln. Wie wirkt sich das aber konkret auf Ihre Rahmenbedingungen aus?  Wir besprechen in unserem unverbindlichen Erstgespräch ihre nächstfolgenden Optimierungsmöglichkeiten bzw. -maßnahmen. Seriöser Weise kann ich Ihnen kein Ergebnis versprechen, aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich höchstwahrscheinlich über etwas mehr Reflexionsfähigkeit, Erfahrung und Netzwerkvielfalt verfüge als viele Bankberater_innen. Zudem kann ich Sie unabhängig von einzelnen Produktgebern beraten. Frei nach dem Motto: < LCL | Love it | Change It | Leave It > Terminbuchung =>  www.prafin.at/kontakt

 

Verschuldung der EURO Länder

Schulden versus Geldentwertung durch Kaufkraftverlust|Inflation